Brandschutz für E-Mobilität in Tiefgaragen: Ein Leitfaden für Eigentümer und Verwalter
Die Elektromobilität nimmt in Deutschland rasant Fahrt auf. Immer mehr Mieter und Eigentümer fordern die Installation von Wallboxen am heimischen Stellplatz. Für Hausverwaltungen, WEGs und Parkhausbetreiber bringt diese Entwicklung jedoch neue Herausforderungen mit sich. Ein zentrales Thema, das oft für Verunsicherung sorgt, ist der Brandschutz bei Ladeinfrastruktur in Tiefgaragen. Als Ihr Partner von Brandschutzheld.com aus Walsrode klären wir auf: Welche Risiken bestehen wirklich, was sagt die Versicherung und wie setzen Sie die VDI 2166 korrekt um?
Ist die Angst vor dem E-Auto-Brand begründet?
Bilder von brennenden Elektroautos gehen oft viral und schüren Ängste. Statistisch gesehen brennen Elektrofahrzeuge jedoch nicht häufiger als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Das Problem liegt nicht in der Häufigkeit, sondern in der Art des Brandes. Wenn ein Lithium-Ionen-Akku beschädigt wird oder technisch versagt, kann es zum sogenannten Thermal Runaway (thermisches Durchgehen) kommen. Dabei setzt die Zelle Sauerstoff frei, was den Brand extrem heiß und schwer löschbar macht.
Für Tiefgaragen bedeutet das: Die Brandlast ändert sich zwar nicht signifikant, aber die Anforderungen an die Entrauchung und die Brandbekämpfung steigen. Herkömmliche Löschmethoden stoßen hier an ihre Grenzen, weshalb ein angepasstes Ladeinfrastruktur Brandschutzkonzept unerlässlich ist.
Rechtliche Grundlagen: VDI 2166 und Baurecht
Es gibt in Deutschland derzeit kein pauschales Verbot für E-Autos in Tiefgaragen. Allerdings müssen baurechtliche Vorgaben der jeweiligen Landesbauordnungen und der Garagenverordnung (GarVO) eingehalten werden. Ein entscheidender Orientierungspunkt für die Planung ist die VDI 2166 Blatt 2 („Planung elektrischer Anlagen in Gebäuden – Hinweise für die Elektromobilität“).
Die VDI 2166 empfiehlt unter anderem:
- Die Platzierung von Ladepunkten in der Nähe von Ein- und Ausfahrten, um der Feuerwehr den Zugriff zu erleichtern.
- Die Installation eines zentralen Not-Aus-Schalters („Feuerwehrschalter“), um die Ladeinfrastruktur spannungsfrei zu schalten.
- Ausreichende Abstände zu brennbaren Materialien und anderen Brandlasten.
Bauliche und technische Schutzmaßnahmen
Um das Risiko zu minimieren und die Sicherheit in Ihrer Immobilie zu gewährleisten, sollten folgende Maßnahmen geprüft und gegebenenfalls nachgerüstet werden:
1. Brandfrüherkennung
In Tiefgaragen ist die Detektion von Bränden oft schwierig, da Abgase von Verbrennern herkömmliche Rauchmelder täuschen können. Für den Brandschutz bei E-Mobilität in Tiefgaragen empfehlen wir moderne Multisensor-Melder, die auf Rauch und Wärme reagieren, oder Rauchansaugsysteme (RAS). Je früher ein Brand erkannt wird, desto eher können Rettungskräfte eingreifen und ein Übergreifen auf andere Fahrzeuge verhindern.
2. Lösch- und Sprinkleranlagen
Eine Sprinkleranlage löscht einen Akkubrand zwar meist nicht vollständig, sie kühlt jedoch die Umgebung und verhindert die Brandausbreitung effektiv. Dies verschafft der Feuerwehr die nötige Zeit, das betroffene Fahrzeug zu bergen oder in einem speziellen Container zu kühlen.
3. Positionierung der Wallboxen
Installieren Sie Wallboxen nicht in „toten Winkeln“ der Garage. Ladestellplätze sollten so gewählt werden, dass sie für die Feuerwehr gut erreichbar sind und eine Bergung mittels Schleppfahrzeug möglich ist. Zudem sollte die Ladeinfrastruktur gegen mechanische Beschädigungen (Anfahrschutz) gesichert sein.
E-Auto Brand Tiefgarage Versicherung: Was ist zu beachten?
Eine der häufigsten Fragen, die uns bei Brandschutzheld.com erreichen, betrifft den Versicherungsschutz. Grundsätzlich gilt: Die Installation von Ladesäulen stellt eine Gefahrerhöhung dar, die dem Gebäudeversicherer gemeldet werden muss.
In der Regel passen Versicherer den Vertrag an, ohne die Prämien explizit explodieren zu lassen, sofern die Installation fachgerecht durch einen Elektriker erfolgte und ein E-Check nachgewiesen werden kann. Versäumen Sie diese Meldung jedoch, riskieren Sie im Schadensfall den Versicherungsschutz. Klären Sie daher vor Baubeginn schriftlich mit Ihrem Versicherer, welche spezifischen Anforderungen an den Brandschutz gestellt werden.
Fazit: Sicherheit durch Planung
Elektromobilität in Tiefgaragen ist sicher machbar, wenn man die Risiken kennt und managed. Ein solides Brandschutzkonzept, das sich an der VDI 2166 orientiert, schützt nicht nur Leben und Sachwerte, sondern sichert Sie auch rechtlich ab. Warten Sie nicht, bis der erste Schadensfall eintritt, sondern handeln Sie proaktiv.
Häufig gestellte Fragen
Dürfen E-Autos generell in Tiefgaragen parken?
Ja, es gibt kein generelles gesetzliches Verbot. Jedoch können Eigentümergemeinschaften oder Betreiber unter bestimmten Umständen Einschränkungen beschließen, wenn der Brandschutz baulich nicht gewährleistet ist. Eine fachgerechte Nachrüstung ist meist die bessere Lösung als ein Verbot.
Ist eine Sprinkleranlage bei Ladesäulen Pflicht?
Das hängt von der Größe der Garage, dem Bundesland (Garagenverordnung) und dem individuellen Brandschutzkonzept ab. Bei großen Tiefgaragen ist sie oft vorgeschrieben, bei kleineren Garagen kann sie als Kompensationsmaßnahme gefordert werden, um die Sicherheit zu erhöhen.
Muss ich meine Versicherung informieren, wenn ich eine Wallbox installiere?
Ja, unbedingt. Die Installation einer Ladevorrichtung gilt als Gefahrerhöhung. Informieren Sie Ihre Gebäudeversicherung schriftlich. In den meisten Fällen ist dies unproblematisch, sichert aber Ihren Anspruch im Schadensfall.
Wie löscht die Feuerwehr ein brennendes E-Auto in der Tiefgarage?
Da die Batterie viel Wasser zur Kühlung benötigt und schwer zugänglich ist, versucht die Feuerwehr meist, den Brand einzudämmen und das Fahrzeug ins Freie zu ziehen. Dort kann es in einem Wassercontainer abkühlen. Deshalb ist die Positionierung der Ladeplätze nahe der Ausfahrt so wichtig.
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